• Corona, Nachhaltigkeit und ausgebauter Onlinehandel als Umsatzbringer
  • Gedanke der Kreislaufwirtschaft leitet das Produktdesign
  • Lieferkettentransparenz gegenüber dem Verbraucher etabliert

3. Branchenumfrage des Verbandes der Deutschen Daunen- und Federnindustrie e.V. VDFI

Die letzten Jahre für die deutsche Wirtschaft waren geprägt von vielfältigen Krisen: Corona mit Lockdowns und gestörten Lieferketten, Krieg in der Ukraine, explodierende Energiekosten, steigende Inflation gepaart mit sinkender Konsumneigung und nicht zuletzt die Eskalation des Nah-Ost-Konflikts nach dem Großangriff der Terrororganisation Hamas auf Israel haben deutliche Spuren hinterlassen.

Die Industrieproduktion in Deutschland war im September 2023 zum vierten Mal rückläufig und mit einem Minus vom 1,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat sehr viel deutlicher geschrumpft als prognostiziert. Mittlerweile machen die Abwanderungstendenzen auch vor dem Mittelstand nicht mehr Halt - die Unternehmen fordern dringend Entlastung in Sachen Energiepreis, einen Abbau der Bürokratie und Wirtschaftsförderungen bei Investitionen.

Die zum Jahresende vorgelegte Umfrage des Deutschen Daunen- und Federnverbandes VDFI zur Wirtschaftslage der Bettwaren- und Bettfedernbranche über die Entwicklungen der letzten fünf Jahre zeichnet ein heterogenes Bild.

Umsatzfaktoren
Einig waren sich die Teilnehmer in der mehrheitlich positiven Bewertung der Umsatzentwicklung seit 2018 – gleichgültig ob Daunen & Federn, Chemiefasern, Naturfasern oder Edelhaare. Als Booster für das Branchenwachstum standen verschiedene Trends und Faktoren im Zentrum. Insbesondere die Coronakrise hat nicht nur die Wohntrends auf den Kopf gestellt, sondern der Branche über Cocooning und Hygge, was mit einer wachsenden Wertschätzung des Zuhauses einherging, in dem man sich geborgen und sicher fühlen wollte, steigende Umsätze in Zeiten beschert, wo Feiern und Verreisen zu Fremdworten wurden. Das Trendthema Schlaf und die Hinwendung zu einem gesteigerten Gesundheitsbewusstsein, Nachhaltigkeit und eine Entwicklung hin zu umweltfreundlichen Materialien triggerten neben der wachsenden Individualisierung von Produkten die Umsatzentwicklung. Weitere positive Impulse für viele Verbandsmitglieder resultierten aus dem Ausbau des Online-Vertriebswegs, bei einigen war es auch die Energiekrise, die den Kauf wärmender Winterbetten bei gedrosselter Heizung anfachte. Verdichtet auf ein Ranking nahmen Corona, Nachhaltigkeit und Onlinehandel die vordersten Plätze als Umsatzbringer ein.
Hemmend wirkten sich dagegen insbesondere Inflation und Rezession in den letzten Jahren sowie die steigenden Kosten für Energie, Warenbeschaffung, Löhne und Logistik aus. Und der Wegfall der Ukraine als Beschaffungsmarkt für Daunen und Federn riss vereinzelt ein größeres Loch in die Supplychain.

Trends
Bei der Frage nach neuen Trends und Entwicklungen im Bezug auf Bettwaren – Materialien, Design oder Technologien – musste die Branche vorerst passen. Die Bevorzugung natürlicher Materialien, insbesondere bei Hautkontakt, steht beim Verbraucher nach wie vor hoch im Kurs, da laufen Daunen & Federn sowie Naturfasern Erdölderivaten häufig den Rang ab. Neue Gadgets wie Schlaftracker und Co. spielen bei der meist etwas älteren Kundschaft noch keine zentrale Rolle.

Lieferländer
Zu den TOP-Lieferländer für lose Daunen und Federn gehören unverändert China, Polen, Frankreich, Ungarn, Taiwan und die Ukraine. Bei den fertig konfektionierten Bettwaren führt China erneut den Reigen an, gefolgt von den USA, Deutschland, Taiwan und Polen.

Nachhaltigkeits-Engagement der Branche
Nachdem sich die Hinwendung der Verbraucher zu natürlichen Materialien und zur Nachhaltigkeit als Umsatzbringer erwiesen hat, fragte der VDFI nach den Aktivitäten, die die Unternehmen bereits unternommen haben oder planen, um nachhaltiger zu werden. Zwei Drittel der Umfrageteilnehmer gaben an, dass der Gedanke der Kreislaufwirtschaft schon heute ihr Produktdesign bestimmt. Zu den bereits etablierten Maßnahmen gehörten bei allen teilnehmenden Verbandsmitgliedern die Verwendung nachhaltiger Materialien – seien es Fasern oder recycelte Daunen, die Reduktion von Chemikalien, eine Minimierung der Verpackungen sowie die Zertifizierung nach internationalen Nachhaltigkeits- und Umweltschutz-Standards. Von Bedeutung waren bei den Standards insbesondere OEKO-TEX 100 gefolgt vom Tierschutz- und Qualitätsstandard DOWNPASS und OEKO-TEX STeP. Ebenfalls überzeugen konnten die Betriebe mit ihrem Engagement in Sachen Lieferkettentransparenz gegenüber dem Konsumenten. Verbesserungen im Bereich der Energieeffizienz sind als Thema gesetzt und bei zwei Drittel der Mitgliedsunternehmen umgesetzt. Das Engagement in Sachen Recycling und Upcycling ist teilweise noch Neuland und steht auf der Zukunfts-Agenda.

Vertriebswege
Die Bedeutung des stationären Einzelhandels hat in den letzten fünf Jahren deutlich abgenommen. Auch dem Großhandel wurde von vielen Unternehmen eine weniger starke Relevanz zugesprochen, während sich der Möbelhandel unverändert behaupten konnte. Ebenfalls behaupten konnten sich Teleshopping und B2B – teilweise sogar mit Zuwächsen – sowie die Versender. Sehr heterogen sah es in der Beurteilung des Lizenz- oder Privat-Label-Geschäfts, der Bedeutung eigener Markenboutiquen und dem Werksverkauf aus. Die eindeutigen Gewinner bei den Vertriebswegen waren Online-Marktplätze und der eigene Onlineshop der Verbandsmitglieder mit weiter wachsender Bedeutung. Inwiefern sich nach dem bis zum 28. März verlängerten Lockdown die Situation der Nicht-Lebensmittelhändler, zu denen auch die Fach- und Einzelhändler der Bettwarenindustrie gehören, ins Positive verändert, bleibt abzuwarten. Ebenso, wann es statt Click and Collect und Click and Meet wieder die Rückkehr zu dem vertrauten Einkaufsverhalten der Verbraucher im stationären Handel geben kann. Bis dahin – und wohl auch darüber hinaus – wird der Online-Absatzkanal weitere Zuwächse verzeichnen.

Prognosen & Innovationsaussichten
Bei den Prognosen hielten sich die Teilnehmer dezent zurück: Stagnation, gleichbleibende Branchenaussichten unter schwierigen politischen und konjunkturellen Rahmenbedingungen – so der Tenor. Aktuell steht der Fachkräftemangel keine Bedrohung dar. Auf der Produktseite werden kaum Innovationen erwartet, anders sieht das technologisch betrachtet auf der Produktionsseite und vertrieblich bei Konzepten zur Verkürzung der Wertschöpfungskette aus.

Auch wenn „gleichbleibend“ wenig sexy erscheint, so zeichnet diese Zukunftsprognose doch das verlässliche Bild einer krisenbeständigen stabilen Branche. Allerdings bleibt bei einem so global agierenden Wirtschaftszweig wie der Bettfedern- und Bettwarenbranche die Bedrohung durch sich ändernde internationale politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen allgegenwärtig. Auch wenn die Unternehmen selbst nicht zu den energieintensivsten Industriezweigen gehören, so ist der Energieeinsatz im Produktionsprozess mit Wasch- und Trocknungsvorgängen nicht zu unterschätzen. Mittelständler sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – bleibt zu hoffen, dass das Fazit 2028 nach weiteren fünf Jahren positiv bleibt.


Mainz, November 2023